Alpenchallenge, September 2006 − Reisen − Käpt'n Tom

Alpenchallenge, September 2006

Die Alpenchallenge.

100 Pässe in 6 Tagen. Das ist anstrengend aber verspricht ordentlich Fahrspass. Insgesamt war ich mit An- und Abreise 5900 Kilometer in 10 Tagen unterwegs. Davon gehörten 2600 Kilometer zur Alpenchallenge. Jeder Tag hat Spaß gemacht. Das Wetter war mehr als gnädig. Mehr als 30 Grad in Frankreich und an allen 10 Tagen kein Regen. So soll es sein.

Die Herausforderung

Das Motorrad-Actionteam veranstaltet seit einigen Jahren die Alpenchallenge.

Die Herausforderung ist ebenso kurz formuliert wie anspruchsvoll:
100 Alpenpässe in 6 Tagen
Das ist das Ziel. Das Actionteam bucht die Hotels und bereitet die Strecken vor. Gefahren wird selbst in selbst zusammengestellten Gruppen. Der Reiseleiter fährt die Strecke gemeinsam mit einzelnen Teilnehmern bzw. Gruppen ab und kümmert sich um die Gestrandeten. Außerdem ist noch ein Fahrer mit VW-Bus auf der Strecke, der im Notfall unterstützen kann, mal ein Motorrad transportieren oder es mit etwas Werkzeug wieder flott bekommen kann.
Unsere Begleiter waren Marcellus (links) und Holger.
Die Teilnehmer erhalten am Abend eine Einweisung in die Strecke und ein Roadbook, das am folgenden Abend wieder eingesammelt wird. Das Roadbook enthält detaillierte Fahranweisungen wie abgebildet.
Austragungsgebiet sind die Französischen Alpen zwischen Genfer See und Mittelmeer.
Ich habe die Herausforderung am 2.09.2006 angenommen und bin nach Champery/Schweiz gefahren.
Dort habe ich 30 andere Teilnehmer und meine beiden Mitstreiter Thomas (Mitte) und Frank (rechts) aus Schwedt getroffen,
mit denen ich zusammen die Strecke abgefahren bin. Wir hatten Glück. Unsere Fahrfertigkeiten und Präferenzen passten sehr gut zueinander. Wie haben eine schöne Woche zusammen gehabt.
Die Alpenchallenge sollte man nicht unterschätzen. Die Fahrstrecken liegen pro Tag zwischen 350 und 500 Kilometern und das ist für die Alpen und die teilweise winzigen Sträßchen wirklich sehr viel. Einige Teilnehmer haben das zu spüren bekommen. Insgesamt 8 Stürze bei 31 Teilnehmern sprechen eine deutliche Sprache. Alles lief glimpflich ab. Es gab bis auf ärztliche Untersuchungen keine Krankenhausaufhalte.
Hier abschließend die Liste der Pässe, wie ich sie zusammen mit Frank und Thomas gefahren bin. Die Liste kann von denen anderer Teilnehmer abweichen, da die Möglichkeit besteht, Extraschleifen in die Touren einzubauen (was wir teilweise gemacht haben) und abzukürzen (was wir nicht gemacht haben).
Hier klicken für die Liste der Pässe

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1. Tag

Anreise über Landstrasse wie gewohnt von Berlin nach Schwabmünchen. 721 km.

2. Tag

Schwabmünchen - Champery 553 km.

Wolfgang begleitet mich bis zum Bodensee. Dort fahren wir gemeinsam mit der Fähre rüber nach Konstanz. Von dort fahre ich recht direkt und unter Nutzung der Autobahn Richtung Champery, will aber wenigstens noch den Sustenpass mitnehmen.
Bodenseefähre
Wolfgang überschaut das ganze.
Der Steingletscher am Sustenpass. Das Wetter ist zwar noch nicht sonnig, aber durchweg trocken.
3. Tag

Champery - Aix-les-Bains 440 km

Es geht mit meinen neu gefundenen Mitstreitern Frank und Thomas über Kleinst- und Krümelpässe entlang des Genfer Sees zum Lac Du Bourget. Die Straßen haben teilweise Feldwegcharakter, die Passhöhen bewegen sich häufig unter 1000 m und die Pässe sind als solche kaum zu erkennen.
Rast am Col du Feu
Letzter Blick auf den Genfer See (Lac Leman)
4. Tag

Aix-les-Bains - Chichilianne 440 km

Diesmal bauen wir eine kleine Extratour ein. Die Sonne brennt und die Pässe sind wieder nicht sonderlich hoch.
Frank ist bereit
Toller Ausblick vom Le Mont Du Chat auf den Lac Du Bourget. Am Morgen liegt noch Nebel über den Bergen.
Chichilianne empfängt uns bei bestem Wetter. Wir haben eine tolle Unterkunft in einem alten Schloss und ein sehr gutes Abendessen.
Vom Dorf aus blickt man auf den Mt. Aiguille (2086 m).
Tom, Thomas, Frank beim verdienten Bier nach der Tour
Marcellus und Holger vom Actionteam kommen als letzte an. Es gab wieder reichlich Arbeit an diesem Tag.
5. Tag

Chichilianne - Le Sauze 474 km

Ein letzter Blick auf den Mt. Aiguille
Rast auf dem Col de la Haute Beaume (1268 m). Vorangegangen waren superholprige schmale Wege.
Toller Pass Col Du Noyer - allerdings ist die Fahrt dahin autobahnartig eintönig.
Gegen Mittag treffen wir auf den Stausee Lac de Serre-Poncon. Es bieten sich tolle Ausblicke. Wir ahnen noch nicht, dass wir davon noch eine Steigerung zu Gesicht bekommen werden.
Thomas genießt die Aussicht vom Col de Fontbelle.
Fast am Ziel entschließen wir uns zu einer Extratour. Im Roadbook ist vermerkt "kurz, doch zu Beginn sehr anspruchsvolle Strecke". Stimmt. Aber der Lohn der Mühe ist ein phantastischer Ausblick auf den Lac de Serre-Poncon vom Col de Pontis.
6. Tag

Rundtour mit Basis Le Sauze 451 km

Eine Extratour wird als Muss angegeben. Wir fahren zumindest einen Teil davon. Der Grand Canyon Du Verdon ist ein irres Stück Natur. Der Fluss Verdon hat dort eine Tiefe Schlucht ins Karstgestein gegraben. Das muss man wirklich gesehen haben.
Die Schlucht
Wir waren da.
Weitere Blicke auf die Schlucht
Danach nähern wir uns dem südlichsten Punkt der Tour. Die Straßenschilder verlauten eine Entfernung von 20 Kilometern bis Nizza und wir sehen plötzlich etwas erstaunliches: Nebel über dem Mittelmeer.
Am Abend bekommen wir noch einen Pass mit Traumaussicht unter die Räder. Den Col des Champs.
7. Tag

Le Sauze - Valloire 354 km

Die Königsetappe und wörtlich der Gipfel. Alle Pässe haben mehr als 2000 Meter Höhe und wir fahren gleich am Anfang über den Col de la Bonette und zum Punkt La Bonette, dem mit 2802 Metern Höhe allerhöchsten asphaltierten und mit normalen Fahrzeugen erreichbaren Punkt in den Alpen.
Ich habe das Höhen- und Geschwindigkeitsprofil für diese Tour mal angefertigt:
La Bonette. Wir sind am Gipfel. 2802 Meter.
Rast auf dem Col de la Lombarde (2350 m)
Auf dem Colle dei Morti (2481 m) überrascht uns ein Denkmal für Marco Pantani.
Auf dem Col Agnel (2744 m) kann sich Frank nicht entscheiden zwischen Frankreich und Italien.
Ausblicke am Col Agnel
Nochmal Aussicht am Col d'Izoard (2360 m)
Wir waren alle am Col du Galibier (2645 m)
Thomas und Frank
Tom
Am Abend in Valloire. Die Hamburger Sportfahrerfraktion sitzt schon beim Bier
Die letzten treffen ein. Holger kommt mit dem VW-Bus an.
8. Tag

Valloire - Champery 437 km

Der auf die Aussicht bezogen schönste Pass steht an. Der Col du Pré. Der tiefe Talblick gefällt mir sehr.
Blick auf den Stausee Lac de Roselend
9. Tag

Champery - Schwabmünchen 625 km

Ich treffe mich mit Wolfang, der noch einen Mitfahrer mitgebracht hat, in Wattwil in der Schweiz. Gemeinsam fahren wir noch drei Zusatzpässe: Furkajoch, Riedbergpass und Oberjoch.
Aussicht vom Furkajoch
10. Tag

Schwabmünchen - Berlin 720 km

Die übliche Heimfahrt. Bis Sulzbach-Rosenberg werde ich von Wolfgang und Imgard begleitet.
Und sonst?

Die Reifen waren am Ende. Das ist nach knapp 6000 Kilometern nicht weiter verwunderlich. Allerdings habe ich sie nur selten so weit abgefahren. Das Michelin-Männchen am Reifenrand ist arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Das mache ich sonst nur am Nürburgring.
Die Schweiz ist das Land eines kleines geldgierigen Bergvolkes. Die Autobahnvignette gibt es nur für ein ganzes Jahr und kostet dann auch noch 40 Schweizer Franken.
Geschwindigkeitsverstöße sind erstaunlich teuer. Nach stundenlanger Rumzuckelei in endlosen Ortsdurchfahrten auf der Fahrt nach Champery habe ich hinter einem mit 40 dahinkriechenden Bus innerorts die Geduld verloren und überholt und wurde prompt geblitzt. 73 km/h bei erlaubten 50 macht 400 Schweizer Franken plus 100 Schweizer Franken für die Verwaltung. Also 500 Schweizer Franken für etwas, das in Deutschland 40 Euro kostet. Sofortkasse oder Motorradbeschlagnahme. Sie nehmen auch Kreditkarten. Die Schweiz sieht mich so schnell nicht wieder.